Die Nietenzähler...

• Im Modellbau gibt es nicht nur Menschen die Modelle bauen (und sammeln), in
den letzten Jahren gesellt sich sehr verstärkt auch eine andere Art dazu, auf
die man wirklich verzichten kann; die Nietenzähler...! Nietenzähler sind
sehr kleinkarierte und übertrieben detailversessene Wichtigtuer, die an Modellen
immer etwas auszusetzen haben und überall (unbedeutende) Fehler und
Unstimmigkeiten finden.
In ihrer kontra-evolutionären Selbstüberzeugung vergessen sie dabei immer
wieder, dass es sich bei einem Modell um eine maßstäblich verkleinerte Replik
handelt die am Ende immer ein Modell bleibt - egal wie viel Detailtreue und
Originalität man einbaut!
• Noch vor nicht allzu langer Zeit haben sich die meisten Nietenzähler
eigentlich recht erträglich zurückgehalten und z.B. über eine nicht ganz so
korrekte Motorabdeckung großzügig darüber weggesehen oder eine frei
interpretierte Lackierung eines Flugzeugmodells als "ja, könnte möglich
gewesen sein..." akzeptiert, schließlich ist es ja ein Modell und da kann
man schon mal diverse Fehlerchen verzeihen. Die Modelle wurden als das
gesehen was sie sind; nämlich als Modelle! Es wurden die handwerklichen
Fähigkeiten und Ausführungen des Modellbauers unter die Lupe genommen und am
Ende wurde das Gesamtergebnis bewundert (oder kritisiert); der hypergenaue
Vergleich mit dem Original war erst mal außen vor...!
• Vor allem im Bereich der Flugzeugmodellbauer drängen sich mittlerweile immer
mehr dieser engstirnigen Modellbauneurotiker affig in den Vordergrund und ziehen
zuallererst mal das Vorbild/Original zu Rate bevor sie die handwerklichen
Endergebnisse betrachten. Hauptsächlich in Foren gehen sie kompromisslos und
mit arroganten Kritiken die Erbauer der Modelle an, wenn z.B. irgendeine
Wartungsklappe in dieser Konfiguration so nicht geöffnet sein darf...obwohl es
sich im Nachhinein anhand Originalfotos herausstellt, dass die Aussage von
diesem kurzsichtigen Nietenzähler völlig falsch war - aber erst mal laut
trommeln um die anderen Nietenkollegen auf den Plan zu rufen - denn die finden
anschließend noch weitere Gründe um blödsinnig zu kritisieren!
Auch Blechstöße und Nieten/Schraubköpfe müssen ihrer kleinlichen Meinung nach am
Modell genauso exakt an der Stelle sitzen wie beim Original, Abweichungen im
hundertstel Bereich sind nicht zulässig und daher taugt das Modell sowieso
nichts!
• Viele der verhaltensgestörten Philister mögen zwar sehr bewanderte Lexika sein
und können mit einem derart hohen Fachwissen über Originale um sich werfen, dass
es so manchem "Normalo-Modellbauer" richtig schwindelig wird, aber sobald genau
diese Einfaltspinsel selbst mal eine g'scheite Lackierung versuchen, scheitern
sie kläglich an ihren (nicht vorhandenen) handwerklichen Fähigkeiten...!
Aber eigentlich können sie nichts dafür, dass sie handwerklich untauglich sind.
Denn sie hatten die vergangenen Jahre 90% ihres Modellbaulebens damit verbracht,
Unmengen an Unterlagen und Bilder über die Originale zusammen zu suchen, so dass
keine Zeit und keine Hirnwindung geblieben war um die modellbauerischen
Fähigkeiten zu erweitern...! Und nun bleibt ihnen nur noch die Möglichkeit
gute und beste Modelle absurd abzuqualifizieren weil eine Antenne im 15,02°
Winkel und nicht wie beim Original im 17,3° Winkel angeklebt wurde.
• Nicht nur fertiggebaute Modelle werden beinahe schon krankhaft kritisiert,
auch auf z.B. Neuerscheinungen (oder Wiederauflagen) der Hersteller feuern sie
oftmals volle Breitseiten an dilettantischer Kritik ab. Da werden in
"Reviews" (Modellbesprechungen) kleinste Fehler am Modell derart hirnrissig
verurteilt, dass es z.B. Neulinge in unserem Hobby davor abschreckt das Modell
zu kaufen; denn ein "Fachmann" hat in einer sehr stark frequentierten
Modellbauwebseite eine niederschmetternde Kritik über das Modell veröffentlicht
- und somit kann das Modell ja nichts anderes als nur schlecht sein!
Der talentfreie Nietenzähler erwähnte in seiner übertrieben negativen Rezension
aber nicht, dass er sich völlig ungeschickt anstellt um auch
"Nicht-Tamiya-Modelle" zusammen zu bekommen; muss ja auch keiner wissen;
Hauptsache er konnte in geringschätziger Missbilligung das Modell als
unbrauchbar darstellen; und mit seinem Fachwissen über Originale protzen.
• Ganz beliebte Themen sind haarspaltende Diskussionen einer weiteren
Nietenzählergruppe: Die Farbenpäpste. Sie können ziemlich intolerant über
Farbtöne ewig lange sinn- und zwecklos lamentieren; und jeder dieser
modellbauerischen Nullerscheinungen möchte es dann natürlich noch besser wissen
als die anderen Rechthaber, wie z.B. in den 40'er Jahren die deutschen Flugzeuge
getüncht wurden.
Wenn man z.B. ein ganz bestimmtes Flugzeug nach einem bestimmten Vorbild gebaut
hat und es den degenerierten Besserwissern zum Fraß vorwirft, so kann man auf
jeden Fall mit einer richtig intensiven Begutachtung und anschließenden Kritik
rechnen, sie finden immer was...sie bemerken sogar unter der linken Tragfläche,
zwischen den Bombenaufhängungen zwei und drei, genau an der sechsten
Befestigungsschraube der Wartungsklappe links vorne rechts gegenüber, da ist der
Tarnlack abweichend vom Rest des Lackes und somit nicht wie am Original...uih,
hätte man da mal besser aufgepasst!
• Aber gerade bei den Farbwahrnehmung haben wohl alle Farbenpäpste eines nicht
berücksichtigt: Jeder Mensch nimmt Farben unterschiedlich wahr. Es ist zwar
wissenschaftlich sichergestellt, dass fast alle Menschen die Farben gleich
empfinden, aber wenn ich zu jemanden sage das ist Schwarzgrün, dann weiß er zwar
was gemeint ist, aber ob er dieses Schwarzgrün auch so empfindet wie ich ist
nicht sicher. In vielen Fällen nämlich sieht der andere diese Farbe anders als
ich.
Dies ist bedingt dadurch wie stark die brechenden Medien im Auge sind, wie lang
das Auge ist (je nachdem werden die verschiedenen Wellenlängen des einfallenden
Lichtes unterschiedlich stark gebrochen und abgebildet) und es hat dann weitere
physische/neurale Gründe wie die genaue Struktur der Netzhaut, die Verschaltung
der Rezeptoren und Weiterleitung der Impulse bis hin zur Auswertung der
Informationen im Gehirn ist. Kein Mensch ist in der Hinsicht mit einem anderen
Menschen identisch.
Vor allem in den Grenzbereichen "zwischen" den Farben offenbart sich, dass
verschiedene Menschen die Farben oft auch sehr verschieden sehen.
Problematisch wird es dann, wenn Fotos der Modelle in Foren präsentiert werden.
Wie ist das Modell fotografiert? Unter Tageslicht oder Kunstlicht? Wie hoch ist
der Weißabgleich etc. usw.?!
Das alles (und einiges mehr) berücksichtigen und stört diese Farbenblinden
nicht. Sie möchten ein Schwarzgrün als das Schwarzgrün sehen welches sie in
ihrem Kopf als Schwarzgrün erstellt haben; alles andere ist in ihren Augen
falsch und das Modell taugt wieder nichts!
• Manche der Modellbauer, deren Modelle von diesen Eindimensionalen mit
Nietenzählerkritiken verbal vernichtet wurden, fangen ebenso an wie Bekloppte
diverse Bücher zu kaufen, das Internet wochenlang nach den Vorbildfotos und
Unterlagen zu durchforsten, ihre Modelle in monatelangen Bauphasen noch
akribischer zu detaillieren, zu korrigieren und zu lackieren; nur um einigen
arroganten und überheblichen Renommisten nicht noch mal Stoff zur pedantischen
Kritik zu liefern! Aber ist das denn der Sinn im Modellbau?! Keineswegs!
• Fazit: Als Modellbauer ist man generell dankbar für sachliche und konstruktiv
formulierte Kritik - man will ja schließlich dazu lernen - aber die
Überheblichkeit und Arroganz, unsinnige Haarspalterei und übertriebene
Pedanterie einiger Nietenzähler geht dann doch ins Krankhafte, ihre
Besserwisserei zu den Modellen liegt oft weit ab vom Erträglichen und ist so
wünschenswert wie ein Atomkrieg!
Hoffen wir, dass sich die Nietenzähler schnellstmöglichst wieder in ihre Löcher
verkriechen und die Modellbauer - die das Hobby aus Spaß und Freude betreiben -
nicht länger mit ihrer anormalen Großspurigkeit nerven!
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