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Nomen est omen
Primus inter pares

Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen im Modellbau...


• Es ist schon ein Kreuz mit dem Haken...denn der Modellbauer muss sich hier im qualvoll mit seiner Geschichte kämpfenden Deutschland mit einem leidigen Thema herumplagen; insbesondere wenn das Interessengebiet des Modellbauers in deutschen Modellen des 2. Weltkrieges liegt.
Sei es auf Ausstellungen und Messen, in Modellbaumagazinen oder im Internet wie z.B. in Modellbauforen oder in privaten Webseiten; man hat - wenn man z.B. deutsche Flugzeuge aus der Zeit 1933 bis 1945 baut - die gesetzliche Arschkarte gezogen will man seine Modelle "ungeschminkt" in der Öffentlichkeit präsentieren!

• Hier ein Auszug aus dem deutschen Gesetzestext:...§ 86 und § 86a StGB - 'Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen' sagen darüber aus:
Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer...
1. im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes Kennzeichen einer der in §86 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 bezeichneten Parteien und Vereinigungen verbreitet oder öffentlich in einer Versammlung oder in von ihm verbreiteten Schriften (§ 11 Abs. 3) verwendet.....
...Absatz 1 gilt nicht, wenn das Propagandamittel oder die Handlung der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient
...

• Leider fallen unsere Modelle in den Augen der Gesetzgeber nicht unter die Rubrik "Kunst"...obwohl unsere Modelle sogar Kunst und geschichtliche wie technische Aufklärung des damaligen Zeitgeschehens miteinander vereinen.
Wenn also Modellbau zumindest keine Kunst ist, was ist es dann? Tja, nicht nur in den Augen vieler Bürger, auch in den Augen der obersten Richter fällt der Modellbau unter die Rubrik Spielzeug; und auf Spielzeugen ist z.B. ein Hakenkreuz strikt verboten (dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, aber Modellbau ist absolut kein Spielzeug!).
Für uns Modellbauer bedeutet das im Klartext: Wer sein Modell in der Öffentlichkeit präsentieren will (z.B. Ausstellungen oder Internet) muss diverse Symbole entweder von vorn herein weglassen (wobei dann die Originalität darunter leidet) oder derart kaschieren/abdecken (welches ein Modell verunstaltet), dass es als Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen nicht mehr zu erkennen ist.
Kreuzhaken auf Modellen, welche zu Hause in der Vitrine stehen, sind lt. Gesetz unbedenklich. Zu Hause kann jeder machen was er will - und wenn er seine Wände mit diesen Symbolen tapeziert - das interessiert den Gesetzgeber anscheinend nicht!

• Richtig dämlich wird es bei dieser teilweise grotesken Gesetzauslegung auf Modellbauausstellungen. Dabei fallen in solchen Veranstaltungen immer wieder z.B. diese kleinen, gelben "Post-it" Zettelchen ins Auge, welche u.a. Hakenkreuze an den Leitwerken der Flugzeugmodelle abdecken. Manche Modellbauer "werfen" auch mal ein "Tarnnetz" drüber.
Ob aber Tarnnetz oder "Post-it"......im Endeffekt verschandelt es das Modell wie "Arsch-und-Friedrich" und wir zeigen damit unmissverständlich, dass wir was zu verbergen haben...!
Wenn Modellbauer aus dem Ausland - z.B. aus Frankreich oder England - mit ihren Kunstwerken auf deutschen Ausstellungen gastieren, dann wird man einerseits von den Gästen immer wieder nur belächelt wie wir "Krauts" unsere Geschichte bewältigen, andererseits reagieren die ausländischen Modellbauer immer mal mit Verständnislosigkeit wenn sie an ihren Exponaten ebenfalls die Symbole abdecken müssen (sie befinden sich ja auf deutschem Boden und das Gesetz gilt dann auch für sie).
Besuchen wir Deutsche wiederum z.B. in Frankreich oder England diverse Modellbauausstellungen, pappen dort aus Macht der Gewohnheit unsere "Post-it" Abdecker an die Modelle, dann werden wir aber ganz schnell gefragt ob wir noch alle Tassen im Schrank haben!

• Im Internet wie z.B. in deutschen Modellbauforen oder in privaten Webseiten darf man seine Modelle ebenfalls nur ohne die "bösen Symbole" präsentieren; auch deutsche Modellbaumagazine wie z.B. "ModellFan" sind davon betroffen.
Hier hat man es zwar durch die Möglichkeit der digitalen Bildbearbeitung etwas einfacher diverse Symbole zu retuschieren, aber dennoch kommt es im Endeffekt auf das gleiche raus wie bei realen Ausstellungen: Die Modelle sind nicht mehr Originalgetreu und im Ausland lacht man über unsere alberne Vergangenheitsbewältigung!

• Die Gesetzgeber stellen uns Modellbauer mit ihrem Schubladendenken im Prinzip eher auf die gleiche Stufe mit den rechtsdrehenden braunen Hohlbirnen welche ihre Ideologie u.a. mit NS-Symbolen weiter verbreiten möchten, statt uns z.B. in die Rubrik "Kunst und Geschichte" einzuordnen.
Wenn wir Modellbauer Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen an den Modellen anbringen, dann dienen diese der historisch korrekten Darstellung und Originalitätstreue der Modelle und ein Stück weit auch der staatsbürgerlichen Aufklärung; es ist nun mal ein Symbol dieser Epoche wie z.B. der US-Stern oder Hammer-Sichel-Stern und und und. 
So nebenbei erwähnt dürften eigentlich der "weiße Stern" sowie der "rote Stern" in der Öffentlichkeit auch nicht so ohne Weiteres gezeigt werden, denn diese "Hoheitszeichen" sind ebenfalls für genügend Verbrechen verantwortlich...oder etwa nicht?!

• Baut man deutsche Modelle aus dieser Zeit um sie anschließend in einem Museum auszustellen, dann ist man von dieser Gesetzgebung entbunden und kann übertrieben formuliert mit "bösen Runen" bedenkenlos um sich werfen; denn dann greift wieder der Gesetzestext "...der staatsbürgerlichen Aufklärung..." und so weiter!
Aber ob man seine Modelle nun in einer Ausstellung/Messe präsentiert oder in ein Museum stellt, wo liegt da der wirkliche Unterschied? Öffentlich gesehen wird es so oder so!
Die Besucher der jeweiligen Location betrachten sich die Modelle nicht zum Zwecke der "braunen Verherrlichung"....und die Erbauer der Modelle sind weder hier noch dort (Neo)Nazis bzw. verbreiten damit NS Ideologien.

• Nebenbei mal als Vergleich bzgl. der Reichweite zur Verbreitung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen: Dient der Film "Mein Führer" von Dani Levy mit dem Klamaukkomödianten Helge Schneider in der Hauptrolle etwa der "staatsbürgerlichen Aufklärung"?
Oder haben die "Stromberg Switch-Reloaded" Folgen etwas mit der "Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen" zu tun? In beiden Fällen werden ungeschminkt unzählige Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen im Kino und TV zur Schau gestellt...und man soll auch noch darüber lachen...!
Der Gesetzgeber reagiert auf diese sogenannten Persiflagen noch nicht mal mit einem Augenzucken, obwohl es die Ausnahmen von Absatz 1 des § 86 und § 86a meiner Ansicht nach nicht wirklich erfüllt! Und unter Kunst kann man es auch nicht einordnen; Kunst ist aber mal ganz was anderes!

• Es wundert mich, dass das Wort "Hakenkreuz" sowie alle phonetischen wie auch orthografischen Abwandlungen desselben in diesem Land überhaupt noch verwendet werden dürfen.
Um eventuellen Problemen diesbezüglich aus dem Weg zu gehen ist mein Vorschlag dazu, dass man es z.B. beim Flugzeugmodellbau mit "...beidseitig am Seitenleitwerk angebrachtes Sonderkennzeichen der deutschen Luftwaffe 1933 - 1945..." bezeichnet..!

• Bei aller Polemik, Fakt ist: Wir Modellbauer sympathisieren weder mit debilen rechtsradikalen Gruppierungen noch verherrlichen wir rassistische Gedanken und Ideologien!
Ich kenne keine Modellbauer, welche am 20. April mit steuerbordlastiger Schlagseite zum Geburtstag gratulierend im Stechschritt und steif gestrecktem rechtem Arm durch die Straßen marschieren...(mit dieser Ideologie tummeln sich genügend unbehelligt und ungestraft in der Politik und Wirtschaft herum)!

• Abschließend sei erwähnt, dass man über dieses Thema abendfüllend diskutieren kann. Unzählige Für und Wider führen dabei generell zu heftigen Kontroversen und beinahe alle unterschiedlichen Ansichten kann man auch irgendwie nachvollziehen, aber ich will hier nur mal meine Ansicht sowie unzähliger anderer Modellbauer aufzeigen.
Doch ich befürchte, solche und ähnliche Themen werden wir vielleicht wohl erst endgültig abhaken können, wenn Deutschland es endlich geschafft hat mit seiner Vergangenheit fertig zu werden....ob das aber jemals eintritt ist unwahrscheinlich!
Da hat ja sogar die eigentlich äußerst dogmatisch veranlagte katholische Kirche wesentlich "unbürokratischer" ihre unrühmliche, Jahrhunderte lange Christianisierungs-Geschichte ad acta gelegt...!

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