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Nomen est omen
Primus inter pares

14.09.2018 

Was auch immer irgendjemand dafür bezahlen wird!



Viele - wenn nicht sogar die meisten - Modellbauer sind auch ''Sammler und Jäger'' und bevorzugen dabei (so wie ich) alte Bausätze aus alten Tagen in ihrem Beuteschema.
Dieses Hobby im Hobby hat in vielerlei Hinsicht seinen ganz eigenen Reiz und gehört einfach zum Modellbau dazu. Dazu gehört auch, dass das Sammeln alter Raritäten mitunter teuer werden kann. Je älter und seltener ein Modell von bestimmten Herstellern ist, umso höher kann die finanzielle Investition werden. Aber was ist ein Modell(bausatz) eigentlich wert, was muss man dafür hinblättern?

Um einen Wert zu ermitteln kann man sich im Allgemeinen an folgenden Grundsätzen orientieren:

Alter:
Je älter ein Modell ist, umso rarer und entsprechend wertvoller wird es in der Regel sein. Doch wo fängt "alt" an? Im Prinzip kann man von gut 25-30 Jahren aufwärts ausgehen.
Aber es gibt auch moderne Raritäten, wie z.B. "Nemo's Car" von Wave, für das man mittlerweile viel Geld hinlegen muss.

Zustand/Vollzähligkeit:
Ist das Modell ohne Mängel (z.B. ohne Beschädigungen der Teile oder der Schachtel), so ist der Preis dafür zwangsläufig höher als mit Mängeln.
Sogenannte "leichte Lagerspuren" der Schachtel treten altersbedingt des Öfteren auf und sind im Prinzip nicht sonderlich bzw. überhaupt nicht preismindernd.
Aber es wurden auch schon teilweise kaputte/unvollständige Modelle für viel Geld verkauft, da diese Exemplare mehr als selten sind und in neuwertigem Zustand so gut wie nicht mehr auftauchen bzw. nicht bezahlbar sind.
Genau wie beim Zustand wirkt sich natürlich die Vollzähligkeit auf den Preis aus. Fehlen z.B. Teile oder Bauplan oder Decals, ist der Preis (z.T. erheblich) niedriger.

Seltenheit:
Dabei spielt in erster Linie das Alter eine Rolle. Je älter ein Modell ist, umso weniger werden davon noch existieren.
Aber auch limitierte Sonderauflagen wie beispielsweise die 1:72er Airfix Avro 504k Qantas Airways oder vom Hersteller unbeabsichtigt geringe Produktionszahlen, z.B. aufgrund zerstörten oder verloren gegangenen Werkzeugen (Gußformen) wie u.a. bei den AIRFIX Modellen S.S. France, SAM-2 Missile oder James Bond Aston Martin DB5, sind Preisfaktoren die (alte) Modelle noch teurer machen können.

Hersteller:
Modelle von nicht mehr existierenden Herstellern wie z.B. FROG, Aurora, MATCHBOX, MPC, JO-HAN oder Renwal (um nur einige zu nennen) sind mittlerweile "Objekte der Begierde" und können mitunter sehr teuer sein. Da spielt oftmals auch der ideelle Wert mit eine große Rolle.

Angebot und Nachfrage:
Ist das Angebot niedrig aber die Nachfrage hoch, steigt der Preis naturgemäß. Das kann man oftmals sehr gut in einem bekannten Online-Auktionshaus beobachten.

Diese Beispiele ergeben sich im Prinzip von selbst. Niemand wird für ein defektes/unvollständiges Modell oder bei kaputter Box genauso viel bezahlen wie für ein "jungfräuliches" Exemplar...außer, das Modell gibt es tatsächlich nur noch unvollständig oder in zerfledderter Schachtel..!
Man kann sich auch an sogenannten ''Price Guides'' orientieren, in denen Modelle und deren "Pi-mal-Daumen" Preise aufgelistet sind. Aber davon halte ich persönlich nicht viel, oftmals sind die in den Guides bemessenen Zahlen weit weg von der Realität.

Fazit: Ein altes Modell in gutem/sehr gutem Zustand, das selten und vollzählig ist und zudem von einem längst nicht mehr existierenden Hersteller stammt, kann in dieser Konstellation u.U. im drei- bis vierstelligen Bereich liegen. Aber die ausnahmslose Regel ist es trotzdem nicht, wie man in den nächsten Zeilen erfahren kann.
Denn die Frage nach dem Wert kann man auch relativ einfach beantworten und es benötigt weder Guides noch sonstige aufwendige Berechnungen. Die Antwort lautet schlicht: "Was auch immer irgendjemand dafür bezahlen wird"! Und genau hier liegt der Knackpunkt..!

Hin und wieder kann man für ein und das selbe Modell im gleichen Zustand merkwürdige Preisschwankungen beobachten.
Z.B. wurden für den Airfix Scammell Scarab aus 1963 schon mehr als €60 entrichtet oder für das Airfix Modell SAM-2 Missile aus 1972-79 mehr als €100 bezahlt (um nur mal zwei von unzähligen Beispielen zu nennen)!
Ich selbst habe weder für den Scarab noch für die SAM-2 nicht mal annähernd diese Preise gezahlt (wäre mir persönlich auch zu viel gewesen). Vielleicht hatte ich dabei aber auch nur etwas Glück.

Es gibt jedoch Modelle, die keinen Auf-und-Ab-Schwankungen unterliegen. Im Gegenteil, deren Preise haben einen festen und hohen Ausgangspunkt und sind nur nach oben hin offen; des Öfteren werden Unsummen gezahlt. Vorausgesetzt, sie sind unbeschädigt und vollständig.
Hierzu stellvertretend ein 1:25'er AMT 1969 Ford Mustang Promo-Modell das für €1.600 an den Sammler ging, sowie ein 1:25'er MPC 1969 Dodge Coronet Convertible mit einem Verkaufspreis von €1.720!
Überhaupt sind für solche Promo-Modelle von z.B. MPC, Jo-Han oder AMT in gutem Zustand schwindelerregende Beträge zu investieren; und mit dazugehörender Box werden Höchstpreise fällig.

An dieser Stelle sei noch unbedingt das allererste Plastikmodell von Airfix aus dem Jahr 1948/49 erwähnt, der Ferguson Tractor im Maßstab 1:20 (nach dem ich schon seit geraumer Zeit erfolglos Ausschau halte). Bisweilen erzielen diese noch wenig existierenden Modelle im guten, unverbastelten und vollständigen Zustand beachtliche Beträge.



Behauptungen zufolge soll mal ein fast fabrikneuer Airfix Ferguson aus der 1949'er Fertigung bei einer Versteigerung (nicht bei eBay) stolze €570 gebracht haben. Puh...bei diesen Summen werde ich wohl nie einen abbekommen..!

Und den Preisen sind keine Grenzen gesetzt!
Im berühmt-berüchtigten 3-2-1 Online-Auktionshaus entdeckte ich dieser Tage das wohl seltenste Airfix Modell aller Zeiten.



Der Bausatz einer 1:72'er Avro 504k Qantas Airways, der 1970 anlässlich des 50-jährigen Qantas Jubiläums an Qantas/BOAC Passagiere ausgegeben wurde, wird von den britischen "Vintage Airfix Gurus" neben dem Ferguson Tractor als "The rarest Airfix model kit ever" eingestuft.
Ob - wie hier im Online Angebot angegeben - tatsächlich 3.000 Stück von der Qantas Version produziert wurden, oder die Behauptung in Airfix Kreisen von lediglich 100 Ausgaben korrekt ist, spielt am Ende keine Rolle. Fakt ist...das Modell hat einen äußerst hohen Seltenheitswert und war zudem nie im offiziellen Verkauf zu erhalten...was den Preis nochmal nach oben treibt.
Allerdings ist das Angebot mit €6.700 definitiv überzogen; und in Anbetracht des sehr dürftigen Zustandes bin ich überzeugt, dass das Modell nicht mal annähernd am veranschlagten Preis verkauft wird.
Dass dieses kleine 1:72'er Modell trotzdem teuer werden kann ist nichts ungewöhnliches. Im Jahr 2017 wechselte eine Airfix Qantas Avro 504 für ''schlappe'' €330 den Besitzer; und einige Jahre zuvor (2006) wurde ein neuwertiges Exemplar mit reichlich Beigaben (wie z.B. original Flugticket etc.) für stattliche £800 verkauft.

Wie dem auch sei...meine (finanzielle) Schmerzgrenze ist bei solchen Preislagen weit überschritten; ich kann nur interessiert und staunend beobachten, zu welchen Beträgen so manche Modelle angeboten und verkauft werden...und somit gilt für den Wert eines Modells letzten Endes tatsächlich: "Was auch immer irgendjemand dafür bezahlen wird"..!

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