peter-lepold.de
Nomen est omen
Primus inter pares

Die Nietenzähler...



• Im Modellbau gibt es nicht nur Menschen die Modelle bauen (und sammeln), in den letzten Jahren gesellt sich sehr verstärkt auch eine andere Art dazu, auf die man wirklich verzichten kann; die Nietenzähler...! 
Nietenzähler sind sehr kleinkarierte und übertrieben detailversessene Wichtigtuer, die an Modellen immer etwas auszusetzen haben und überall (unbedeutende) Fehler und Unstimmigkeiten finden.
In ihrer kontra-evolutionären Selbstüberzeugung vergessen sie dabei immer wieder, dass es sich bei einem Modell um eine maßstäblich verkleinerte Replik handelt die am Ende immer ein Modell bleibt - egal wie viel Detailtreue und Originalität man einbaut!

• Noch vor nicht allzu langer Zeit haben sich die meisten Nietenzähler eigentlich recht erträglich zurückgehalten und z.B. über eine nicht ganz so korrekte Motorabdeckung großzügig darüber weggesehen oder eine frei interpretierte Lackierung eines Flugzeugmodells als "ja, könnte möglich gewesen sein..." akzeptiert, schließlich ist es ja ein Modell und da kann man schon mal diverse Fehlerchen verzeihen.
Die Modelle wurden als das gesehen was sie sind; nämlich als Modelle! Es wurden die handwerklichen Fähigkeiten und Ausführungen des Modellbauers unter die Lupe genommen und am Ende wurde das Gesamtergebnis bewundert (oder kritisiert); der hypergenaue Vergleich mit dem Original war erst mal außen vor...!

• Vor allem im Bereich der Flugzeugmodellbauer drängen sich mittlerweile immer mehr dieser engstirnigen Modellbauneurotiker affig in den Vordergrund und ziehen zuallererst mal das Vorbild/Original zu Rate bevor sie die handwerklichen Endergebnisse betrachten.
Hauptsächlich in Foren gehen sie kompromisslos und mit arroganten Kritiken die Erbauer der Modelle an, wenn z.B. irgendeine Wartungsklappe in dieser Konfiguration so nicht geöffnet sein darf...obwohl es sich im Nachhinein anhand Originalfotos herausstellt, dass die Aussage von diesem kurzsichtigen Nietenzähler völlig falsch war - aber erst mal laut trommeln um die anderen Nietenkollegen auf den Plan zu rufen - denn die finden anschließend noch weitere Gründe um blödsinnig zu kritisieren!
Auch Blechstöße und Nieten/Schraubköpfe müssen ihrer kleinlichen Meinung nach am Modell genauso exakt an der Stelle sitzen wie beim Original, Abweichungen im hundertstel Bereich sind nicht zulässig und daher taugt das Modell sowieso nichts!

• Viele der verhaltensgestörten Philister mögen zwar sehr bewanderte Lexika sein und können mit einem derart hohen Fachwissen über Originale um sich werfen, dass es so manchem "Normalo-Modellbauer" richtig schwindelig wird, aber sobald genau diese Einfaltspinsel selbst mal eine g'scheite Lackierung versuchen, scheitern sie kläglich an ihren (nicht vorhandenen) handwerklichen Fähigkeiten...!
Aber eigentlich können sie nichts dafür, dass sie handwerklich untauglich sind. Denn sie hatten die vergangenen Jahre 90% ihres Modellbaulebens damit verbracht, Unmengen an Unterlagen und Bilder über die Originale zusammen zu suchen, so dass keine Zeit und keine Hirnwindung geblieben war um die modellbauerischen Fähigkeiten zu erweitern...!
Und nun bleibt ihnen nur noch die Möglichkeit gute und beste Modelle absurd abzuqualifizieren weil eine Antenne im 15,02° Winkel und nicht wie beim Original im 17,3° Winkel angeklebt wurde.

• Nicht nur fertiggebaute Modelle werden beinahe schon krankhaft kritisiert, auch auf z.B. Neuerscheinungen (oder Wiederauflagen) der Hersteller feuern sie oftmals volle Breitseiten an dilettantischer Kritik ab.
Da werden in "Reviews" (Modellbesprechungen) kleinste Fehler am Modell derart hirnrissig verurteilt, dass es z.B. Neulinge in unserem Hobby davor abschreckt das Modell zu kaufen; denn ein "Fachmann" hat in einer sehr stark frequentierten Modellbauwebseite eine niederschmetternde Kritik über das Modell veröffentlicht - und somit kann das Modell ja nichts anderes als nur schlecht sein!
Der talentfreie Nietenzähler erwähnte in seiner übertrieben negativen Rezension aber nicht, dass er sich völlig ungeschickt anstellt um auch "Nicht-Tamiya-Modelle" zusammen zu bekommen; muss ja auch keiner wissen; Hauptsache er konnte in geringschätziger Missbilligung das Modell als unbrauchbar darstellen; und mit seinem Fachwissen über Originale protzen.

• Ganz beliebte Themen sind haarspaltende Diskussionen einer weiteren Nietenzählergruppe: Die Farbenpäpste. Sie können ziemlich intolerant über Farbtöne ewig lange sinn- und zwecklos lamentieren; und jeder dieser modellbauerischen Nullerscheinungen möchte es dann natürlich noch besser wissen als die anderen Rechthaber, wie z.B. in den 40'er Jahren die deutschen Flugzeuge getüncht wurden.
Wenn man z.B. ein ganz bestimmtes Flugzeug nach einem bestimmten Vorbild gebaut hat und es den degenerierten Besserwissern zum Fraß vorwirft, so kann man auf jeden Fall mit einer richtig intensiven Begutachtung und anschließenden Kritik rechnen, sie finden immer was...sie bemerken sogar unter der linken Tragfläche, zwischen den Bombenaufhängungen zwei und drei, genau an der sechsten Befestigungsschraube der Wartungsklappe links vorne rechts gegenüber, da ist der Tarnlack abweichend vom Rest des Lackes und somit nicht wie am Original...uih, hätte man da mal besser aufgepasst!

• Aber gerade bei den Farbwahrnehmung haben wohl alle Farbenpäpste eines nicht berücksichtigt: Jeder Mensch nimmt Farben unterschiedlich wahr. Es ist zwar wissenschaftlich sichergestellt, dass fast alle Menschen die Farben gleich empfinden, aber wenn ich zu jemanden sage das ist Schwarzgrün, dann weiß er zwar was gemeint ist, aber ob er dieses Schwarzgrün auch so empfindet wie ich ist nicht sicher. In vielen Fällen nämlich sieht der andere diese Farbe anders als ich.
Dies ist bedingt dadurch wie stark die brechenden Medien im Auge sind, wie lang das Auge ist (je nachdem werden die verschiedenen Wellenlängen des einfallenden Lichtes unterschiedlich stark gebrochen und abgebildet) und es hat dann weitere physische/neurale Gründe wie die genaue Struktur der Netzhaut, die Verschaltung der Rezeptoren und Weiterleitung der Impulse bis hin zur Auswertung der Informationen im Gehirn ist. Kein Mensch ist in der Hinsicht mit einem anderen Menschen identisch.
Vor allem in den Grenzbereichen "zwischen" den Farben offenbart sich, dass verschiedene Menschen die Farben oft auch sehr verschieden sehen.
Problematisch wird es dann, wenn Fotos der Modelle in Foren präsentiert werden. Wie ist das Modell fotografiert? Unter Tageslicht oder Kunstlicht? Wie hoch ist der Weißabgleich etc. usw.?!
Das alles (und einiges mehr) berücksichtigen und stört diese Farbenblinden nicht.
Sie möchten ein Schwarzgrün als das Schwarzgrün sehen welches sie in ihrem Kopf als Schwarzgrün erstellt haben; alles andere ist in ihren Augen falsch und das Modell taugt wieder nichts!

• Manche der Modellbauer, deren Modelle von diesen Eindimensionalen mit Nietenzählerkritiken verbal vernichtet wurden, fangen ebenso an wie Bekloppte diverse Bücher zu kaufen, das Internet wochenlang nach den Vorbildfotos und Unterlagen zu durchforsten, ihre Modelle in monatelangen Bauphasen noch akribischer zu detaillieren, zu korrigieren und zu lackieren; nur um einigen arroganten und überheblichen Renommisten nicht noch mal Stoff zur pedantischen Kritik zu liefern! Aber ist das denn der Sinn im Modellbau?! Keineswegs!

• Fazit: Als Modellbauer ist man generell dankbar für sachliche und konstruktiv formulierte Kritik - man will ja schließlich dazu lernen - aber die Überheblichkeit und Arroganz, unsinnige Haarspalterei und übertriebene Pedanterie einiger Nietenzähler geht dann doch ins Krankhafte, ihre Besserwisserei zu den Modellen liegt oft weit ab vom Erträglichen und ist so wünschenswert wie ein Atomkrieg!

Hoffen wir, dass sich die Nietenzähler schnellstmöglichst wieder in ihre Löcher verkriechen und die Modellbauer - die das Hobby aus Spaß und Freude betreiben - nicht länger mit ihrer anormalen Großspurigkeit nerven!

Impressum | Datenschutz | Kontakt

© www.peter-lepold.de