Das Verchromen mit Bare Metal Folie...
Viele Originalautos haben an ihren Karosserien oft Unmengen an Chrom. Vor allem
die US-Cars aus den 50'er und 60'er Jahren sind reichlich damit ausgestattet.
So mancher Modellbauer hat sich sicherlich schon gefragt, wie er denn die z.T.
filigranen Zierleisten an Schiebenrahmen an Türen oder auch dicke verchromte
Stoßstangen und Schweller etc. am Modell hervorbringen kann bzw. diese dem
Original entsprechend verchromen könnte.
Mit dem Pinsel und silberner Farbe ist das so eine Sache. Erstens ist nicht
jeder in der Lage, gerade und z.T. mikrofeine Linien mit dem Pinsel nachzufahren
und zweitens ist silberne Farbe auch kein Chrom. Der Spiegel- und
Glanzeffekt ist nicht gegeben. Und in manchen Originalautos kann man sich im
Chrom derart spiegeln, dass man sich dabei verletzungsfrei rasieren kann.
Im Kapitel "Vorverchromen von Schriftzügen" wird
ausführlich beschrieben, wie man z.B. Schriftzüge, Embleme und sonstige
Kleinteile problemlos mit der selbstklebenden "Bare Metal Foil" (abgekürzt
"BMF", erhältlich z.B. bei Automobilminiaturen) vorverchromt, also vor dem
Lackieren.
Hier aber wollen wir mit der "BMF" die Teile und Stellen verchromen, die nach
dem Lackieren dran sind. Wie das funktioniert folgt jetzt. Viel Spaß und
Erfolg...!
Was benötigt man dazu als Werkzeug und Material? Natürlich Bare Metal Folie
Chrom (in Kurzform „BMF“). Weiterhin ein neues, scharfes und spitzes
Modellbaumesser bzw. dessen Klinge (X-Acto, Martor), Stahllineal, eine spitze
Pinzette, Holzzahnstocher und Wattestäbchen.
Zwei ca. 5x5 cm Plastik-Sheet Vierecke (aus Plastikplatten) um die "BMF" vom
Träger abzulösen und sie am Modell aufbringen zu können. Und Geduld und etwas
Übung im Umgang mit der "Bare Metal Foil". Wer noch nie mit „Bare Metal Foil“
gearbeitet hat sollte zuerst ein wenig üben um ein Gefühl für diese hauchfeine,
selbstklebende Folie zu bekommen. Denn sie ist zwar in gewisser Weise
wiederstandfähig, jedoch reißt sie u.U. schneller als man denkt.
Step 1: Vorbereiten der Karosserie
Die zu bearbeitende Karosserie ist fertig lackiert und poliert. Weiterhin ist
die Karosserie fettfrei, es reicht wenn sie mit einem milden Spülwasser
gereinigt worden ist. Denn durch die Politur wird die Klebekraft der "BMF"
verschlechtert.
Step 2: Beispiel Verchromen eines Scheibenrahmens
Die hier gezeigte Arbeitsweise hat für alle anderen zu verchromenden Teile ihre
Gültigkeit. Ob das nun der beschriebene Scheibenrahmen ist, oder es sich um eine
Zierleiste an der Karosserie handelt ist prinzipiell die gleiche Vorgehensweise.
Am Modell wird die ungefähre Länge und Höhe des Scheibenrahmens abgemessen
(Abbildung 1). Hinweis: Immer Strebe für Strebe einzeln messen, schneiden und
kleben. Nicht den ganzen Umfang der Scheibe auf einmal. Das benötigte Stück
"BMF" muss in jedem Falle etwas größer sein als der Scheibenrahmen selbst (ca. 5
mm an allen Seiten). Dadurch erreicht man ein besseres Handling beim
Anbringen des Stückes "BMF". Dann wird am "BMF"-Bogen ein entsprechendes Stück
ausgeschnitten (Abbildung 2). Und zwar mittels Stahllineal und Modellbaumesser.
Dazu noch ein Hinweis: Das Modellbaumesser muss bei der Bearbeitung von "BMF"
eine neue bzw. spitze und scharfe Klinge haben. Kleinste Unebenheiten in der
Klinge führen dazu, dass die Ränder der "BMF" nicht geschnitten, sondern
gerissen werden. "BMF" ist eine hauchdünne und empfindliche Metallfolie. Hat
man ein entsprechendes Stück "BMF" ausgeschnitten wird dieses mit Hilfe der
Pinzette und den Plastikvierecken vom Träger vorsichtig abgelöst (Abbildung 3).
Danach legt man die "BMF" auf den Teil des Scheibenrahmens den man als erstes
verchromen will und entfernt die beiden Plastikvierecke. Im Prinzip ist es egal
ob man oben, unten, links oder rechts anfängt. Am besten man probiert es aus von
welchem Ausgangspunkt man starten will (Abbildung 4).
Durch vorsichtiges Andrücken mit dem Wattestäbchen fixiert man die "BMF" am
Scheibenrahmen. Dann wird mit dem Wattestäbchen die "BMF" komplett und
vorsichtig soweit angerubbelt, so dass sie auf der Außenseite des
Scheibenrahmens völlig glatt anliegt (Abbildung 5).
Evtl. vorhandene Luftbläschen oder vertiefte Stellen, die das Wattestäbchen
nicht angedrückt hat, werden dann mit dem Holzzahnstocher sehr vorsichtig
korrigiert.
Nun wird mit dem Modellbaumesser an den Ecken und in der Mitte der nach Innen
zeigenden, überstehenden "BMF" eingeschnitten. Das ist nötig, damit beim
umklappen zur Innenseite die "BMF" nicht versehentlich an sichtbaren Stellen
einreißt (Abbildung 6).
Die nun überstehenden Ränder werden mit dem Finger zur Innenseite der Karosserie
umgeklappt und mit dem Wattestäbchen an der Innenseite festgerubbelt.
Auch muss die außen sich befindliche "BMF" am Scheibenrahmen gut angedrückt
werden (Abbildungen 7, 8, 9).
Ist das getan wird die "BMF" mit dem Zahnstocher noch mal vorsichtig am Rand
entlang angedrückt, damit sie sich nicht mehr ungewollt lösen kann. Somit werden
auch evtl. Luftbläschen eliminiert (Abbildung 10).
Ich betone immer wieder das Wort "vorsichtig". Das hat schon seinen Grund. "BMF"
ist wie gesagt äußerst empfindlich und kann u.U. schneller reißen als man denkt.
Also deshalb lieber dreimal mit weniger Druck arbeiten als einmal mit
zuviel....und man kann wieder von vorne anfangen.
Nun müssen die überstehenden Ränder an der Außenseite der Karosserie geschnitten
werden. Dazu ist eine sehr scharfe und spitze Klinge, eine ruhige Hand und auch
etwas Übung notwendig (Abbildung 11).
Da die "BMF" jegliche Prägung unter ihr an der Karosserie wiedergibt (und sei
sie auch noch so filigran), sieht man auch wunderbar den äußeren Verlauf des
Scheibenrahmens zur Karosserie hin.
Einfach mit der Spitze des Messers einen Punkt suchen an dem man beginnen will
zu schneiden, und OHNE Druck auf das Messer auszuüben mit der Messerspitze am
äußeren Rand vom Scheibenrahmen entlang fahren.
Ich wiederhole mich nur ungern, aber man darf mit dem Modellbaumesser nicht auf
der "BMF" schneiden als hätte man ein T-Bone Steak vor sich liegen.
Da die "BMF" hauchdünn ist, reicht schon alleine das Eigengewicht/Eigendruck des
Messers aus um in die "BMF" einzuschneiden.
Andernfalls kann man evtl. abrutschen und somit in den schönen Lack schneiden.
Autsch!
So, jetzt ist die erste Strebe des Scheibenrahmens fast fertig. War doch bisher
ein Kinderspiel, oder?! Jetzt wird die abgetrennte und somit überflüssige "BMF"
mit dem Zahnstocher oder der Messerspitze etwas angehoben und man kann sie
abziehen (Abbildungen 12 und 13).
Aber nicht einfach wegreißen, sondern langsam abziehen. Es soll ja der Lack
darunter an der Karosserie bleiben.
Anschließend den beschnittenen Rand der "BMF" mit einem Zahnstocher und
Wattestäbchen an die Karosserieoberfläche anreiben, damit keine abstehende
Stelle mehr zurück bleibt (Abbildungen 14, 15, 16).
Das alles wird jetzt für die restlichen Scheibenrahmen und natürlich für den
ganzen anderen Zierchrom an der Karosserie wiederholt. Mit etwas Geduld wird aus
einer bisher schön lackierten Karosserie am Ende ein mit "BMF" verfeinertes
Modell der absolute Blickfang sein.
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